Bauchwandbrüche

Leistenbruch, Nabelbruch, Narbenbruch

Illustration

Leistenbruch (Leistenhernie)

Die operative Versorgung von Leistenbrüchen stellt in Deutschland mit ca. 300 000 Eingriffen pro Jahr eine der häufigsten durchgeführten Operationen dar. Die Rückfallquote ist statisch mit ca. 10% trotz moderner OP- Verfahren und Netzdesigns beträchtlich hoch.

Deutsche Hernien Gesellschaft DHG - Siegel Qualitätsgesicherte Hernien Chirurgie

Leistenbrüche und moderne Methoden zu deren Versorgung

Was ist ein Leistenbruch?

Ein Leistenbruch ( Leistenhernie ) entsteht im Bereich des Leistenkanals, der eine besondere Schwachstelle der Bauchdecke darstellt. Hier zieht beim Mann der Samenstrang, bei der Frau das Mutterband hindurch und es bildet sich eine Vorwölbung bzw. Ausstülpung des Bauchfells beim Husten, Pressen oder nach körperlicher Anstrengung im Stehen in den Leistenkanal. Im Liegen bildet sich die Vorwölbung häufig spontan zurück.

Beim Bruchsackinhalt handelt es sich meist um Anteile einer Dünndarmschlinge oder des "Großen Netzes", wodurch eine Operation immer notwendig wird, da ein Bruch einklemmen kann (Inkarzeration) und die Gefahr einer Darmschädigung besteht. Hier wird dann meist eine Notfalloperation erforderlich. Ein übergroßer Leistenbruch kann sich bis in den Hodensack ausdehnen, hierbei handelt es sich dann um eine sogenannte Skrotalhernie.

Als Vorstufe eines Leistenbruchs kann eine Schwäche der Bauchmuskelschichten zu erheblichen Beschwerden im Leistenkanal führen, der so genannten "weichen Leiste". Hier ist ein Druck auf die Nerven, die im Leistenkanal verlaufen, für die Schmerzentstehung verantwortlich. Die Schmerzen können bis in den Oberschenkel ausstrahlen.

Wie kann ein Leistenbruch behandelt werden?

Die zeitgemäße Versorgung des Leistenbruchs erfordert heute Verfahren, die neben einem hohen Patientenkomfort eine rasche Rehabilitation sowie niedrige Wiederentstehungsraten gewährleisten. Diese Aufgabe wird in der Chirurgischen Praxisklinik Neustadt mit den angewandten modernen, nach Möglichkeit minimalinvasiven (Knopflochchirurgie) Techniken erfüllt.

Angewandte Operationsverfahren

Es gibt eine Reihe von Operationsmethoden, die heute standardmäßig angewandt werden. In unserer Praxisklinik führen wir in aller Regel eine den allgemeinen Voraussetzungen und den Bedürfnissen des Patienten angepasste OP-Methode durch. Wir bieten folgende Methoden an:

1. TAPP-Methode (endoskopisches transabdominelles Verfahren)

Hierbei werden nur zwei je 1 cm lange Einstiche und ein 5 mm großer Einstich in der Bauchdecke gesetzt, um Videokamera, Instrumente, Kunststoffnetz und Nahtmaterial in die Bauchhöhle einbringen zu können. Der Operateur arbeitet dadurch mit Hilfe eines Bildschirms, um die Instrumente steuern zu können. Die Operation dauert etwa 20 - 30 Minuten und wird in Narkose durchgeführt. Der Vorteil des TAPP repair ist die gute Verträglichkeit und die schnelle Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit. Die gewohnte körperliche Aktivität kann etwa nach 4-5 Tagen aufgenommen werden, leichter Sport ist nach 1 Woche möglich. Die Arbeitsfähigkeit ist nach ca. 10 Tagen wieder gegeben. Die Rezidivrate (Wiederauftreten) liegt bei TAPP bei nur etwa 2%.

2. Shouldice-Verfahren

Hier wird eine elastische Dopplung der einzelnen Bauchdeckenschichten schichtweise mit einem nicht auflösenden Faden durchgeführt, wobei die Verschieblichkeit der Bauchdeckenschichten erhalten bleibt. Dieses Verfahren wird gerne bei jungen schlanken Patienten angewendet, bei denen die Bauchdecke bis auf den Bruch insgesamt stabil ist.

OP nach Lichtenstein/Rutkow

Hierbei wird die Bruchlücke mittels Naht verschlossen und zur weiteren Stabilisierung der Bauchdecke auf die Bauchmuskulatur ein flächiges Netz aufgenäht. Dieses Verfahren wird hauptsächlich bei Patienten in hohem Lebensalter angewandt.

Nabelbruch (Nabelhernie)

Nabelbrüche sind bei Säuglingen nicht selten und schließen sich meist von allein. Bei Erwachsenen machen Nabelbrüche nur einen Bruchteil aller Bauchwandbrüche aus und können wie alle Brüche durch eine Operation behandelt werden.

Was ist ein Nabelbruch (eine Nabelhernie)?

Ein Nabelbruch ist eine Ausstülpung von Bauchfell durch eine Bauchwandlücke im Bereich des Nabels. Die Bruchpforte ist die erweiterte Lücke in der Bauchwand. Der Bruchsack besteht aus dem in die Bruchpforte gestülpten Bauchfell, der Bruchinhalt sind die hier eingepressten Eingeweide, meist Darmanteile oder das so genannte große Netz. Das große Netz ist eine fettgewebsreiche Bauchfellfalte, die wie eine Schürze vor dem Dünndarm hängt.

Ursachen und Entstehung des Nabelbruches

Bei Neugeborenen gibt es natürlicherweise eine Durchtrittslücke für die Nabelschnur in der Bauchwand um den Nabel herum. Die Durchtrittslücke schließt sich während des ersten Lebensjahres. Diese Schwachstelle der Bauchwand kann sich auch im Erwachsenenalter unter bestimmten Bedingungen wieder erweitern und zum Bruch führen.

Die Entstehung eines Nabelbruches wird begünstigt durch:

  • schwache und untrainierte Muskulatur und Bindegewebsschwäche
  • häufiges und starkes Pressen beim Stuhlgang durch chronische Stuhlverstopfung (Obstipation)
  • häufiges Husten bei chronischen Lungenerkrankungen, vor allem bei starken Rauchern
  • Fettleibigkeit
  • Bauchwassersucht (zum Beispiel bei schwerer Lebererkrankung)
  • Erhöhung des Bauchinnendrucks durch vermehrte Bauchpresse beim Wasserlassen, bedingt durch eine Abflussbehinderung einer vergrößerten Prostata
  • Schwerarbeit, häufiges Heben großer Lasten
  • die Schwangerschaft mit erheblicher Dehnung der Bauchwand
  • die Geburt mit ihrem extrem hohen Bauchdruck beim Pressen in der Austreibungsphase

Die Gefahr eines Bauchwandbruchs liegt immer in der Einklemmung des Bruchinhalts. Bei jedem Druckanstieg im Bauchraum wird die Bruchpforte geweitet und Teile des großen Netzes oder Darmanteile werden hindurchgepresst. Lässt der Druck anschließend nach, zieht sich auch die Bruchpforte wieder zusammen, und die ausgetretenen Darmteile können nicht wieder zurückrutschen. Die Blutzirkulation in den eingeklemmten Organen wird behindert und es kann zum Absterben von Netz- oder Darmteilen mit akuter Schockgefahr kommen. Besonders Nabelbrüche beim Erwachsenen haben relativ enge und scharfkantige Bruchpforten, die zur Einklemmung neigen.

Krankheitszeichen beim Nabelbruch

Ein Nabelbruch ist unschwer zu erkennen. Beim Anspannen der Bauchwand oder beim Pressen, bei Säuglingen vor allem beim Schreien, wölbt sich im Bereich des Nabels der Bruchsack hervor. Im Liegen und bei Erschlaffen der Bauchwand sinkt dieser Bruchsack wieder zurück. Oft lässt sich mit der Fingerspitze auch die Lücke in der Bauchwand von außen tasten. Manchmal verursacht der Bruch leichte, ziehende Schmerzen, die aber rasch wieder nachlassen, wenn der Betroffene sich hinlegt. Ist es jedoch zu einer Einklemmung von Eingeweiden durch den Nabelbruch gekommen, so besteht meist ein schwerer, plötzlich einsetzender und anhaltender Schmerzzustand.

Behandlungsmöglichkeiten des Nabelbruches

Meistens muss der Nabelbruch nur bei älteren Kindern und Erwachsenen operiert werden. Die Behandlung eines Nabelbruches besteht im operativen Verschließen der Bruchpforte. Dabei werden die Ränder der Muskelhüllen übereinander gelegt und mit einer Naht fixiert. Diese Operation ist relativ einfach auszuführen, komplikationsarm und führt fast immer zu einem dauerhaften Ergebnis. Von den früher oftmals angewandten Nabelpflastern bei Säuglingen wird heute abgeraten, da sie keinen nachweisbaren Nutzen bringen, sondern im Gegenteil zu erheblichen Hautreizungen führen. Nabelbrüche bei Kindern bis zu drei Jahren schließen sich meist spontan (ohne äußeres Zutun) und werden nur dann behandelt, wenn sie sehr groß sind oder es zu einer Einklemmung gekommen ist. Im Gegensatz dazu wird geraten, Nabelbrüche bei deutlich älteren Kindern oder Erwachsenen immer zu operieren, da die Gefahr der Einklemmung hier deutlich größer ist als bei Säuglingen und Kleinkindern.

Vorbeugung des Nabelbruches

Die beste Vorbeugung des Nabelbruches besteht im Vermeiden aller lang anhaltenden übermäßigen Belastungen der Bauchwand. Der Nabelbruch entsteht im Bereich einer angeborenen, natürlichen Schwachstelle der Bauchwand. Jede lang dauernde Druckerhöhung im Bauchraum begünstigt das Auseinanderweichen der Ränder der Bruchpforte. Somit besteht also die Vorbeugung im Vermeiden aller chronischen Belastungen der Bauchwand, insbesondere durch:

  • Vermeidung und Behebung von chronischer Darmverstopfung durch regelmäßige Bewegung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr und ballaststoffreiche Ernährung
  • Behebung von Abflussbehinderungen der Harnblase bei einer vergrößerten Vorsteherdrüse
  • Kräftigung der Bauchmuskulatur
  • Gewichtsreduktion bei Übergewicht
  • Ausheilung chronischer Reizzustände der Bronchien zur Minderung des Bauchdrucks beim Husten

Auch hier richten sich die empfohlenen OP- Verfahren nach der individuellen Situation, der familiären Belastung, der beruflichen Belastung sowie nach der Größe der sogenannten Bruchpforte.

Folgende OP-Verfahren bieten wir an:

1. OP- Verfahren offen/laparoskopisch mit Netzverstärkung
2. Offene Rekonstruktion der Bauchwand mittels Naht

Narbenbruch

Beim Narbenbruch kommt es im Bereich der Operationsnarbe zu einer Lücke in der Bauchwand. Ursache ist eine mangelnde Festigkeit/Elastizität des nach der Operation entstandenen Narbengewebes. Narbenbrüche können nach allen vorher gegangenen Eingriffen der Bauchwand auftreten und nehmen in der Regel an Größe zu, je länger sie bestehen. Schmerzen und zunehmende Vorwölbung führen den Patienten zum Arzt.

Risikofaktoren für das Entstehen von Narbenhernien sind eine postoperativ aufgetretene Wundheilungsstörung oder Blutergüße sowie Übergewicht.

Der Narbenbruch ist mit durchschnittlich 10% eine häufige Spätkomplikation in der Bauchchirurgie.

Im Rahmen der Diagnostik spielt neben der körperlichen Untersuchung die Sonographie die Hauptrolle.

Da Narbenbrüche stetig größer werden und daher operativ auch schwieriger versorgt werden können, raten wir grundsätzlich zu einer Operation. Außerdem besteht die Gefahr, dass sich Bauchorgane, insbesondere Darmschlingen in die vorhandene Lücke einklemmen können.

Bei der Operation wird der Bruch freigelegt und der Bruchinhalt (meist Bauchfett oder Darm) wieder in die Bauchhöhle zurück verlagert.

Anschließend wird die sogenannte Bruchpforte, also das Loch in der Bauchwand, möglichst dauerhaft verschlossen. Dies geschieht indem die Lücke zugenäht oder bei größeren Defekten mit einem nicht auflösbaren Kunststoffnetz verschlossen wird.

Gemäß den aktuellen Empfehlungen/ Gidelines der EHS (= Europeen Hernia Society) sollte beim Auftreten von Narbenbrüchen eine Verstärkung der Bauchwand mit einem Netzverfahren angestrebt werden.

Dieses bieten wir über das offene wie auch endoskopische Verfahren an.